Riven Rock by T. Coraghessan Boyle

Riven Rock by T. Coraghessan Boyle

Autor:T. Coraghessan Boyle [Boyle, T. Coraghessan]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Roman
ISBN: 978-3-446-24390-3
Herausgeber: Carl Hanser Verlag
veröffentlicht: 2013-02-19T16:00:00+00:00


4

Ein Schlitz reicht aus

Wie sich herausstellte, war Dr. Brush keiner, der den Status quo ins Wanken brachte, selbst wenn das in seiner Macht gestanden hätte, was nicht der Fall war. O’Kane mochte ihn recht gern – er war ein herzlicher Mensch, immer zum Lachen aufgelegt, ein großer, körperlicher Mann, der Essen und Trinken genoß und nicht andauernd so tat, als wäre er besser als jeder andere auf der Welt, der nicht zufällig Millionär oder Irrenarzt war –, aber er respektierte ihn nicht so, wie er Dr. Hamilton respektiert hatte. Bei all seinem Herumgetue mit den Affen, seinen Allüren und seiner steifen Förmlichkeit war Hamilton doch immerhin ein erstklassiger Psychiater, einer der besten im Land, und Mr. McCormicks Zustand hatte sich unter seiner Betreuung tatsächlich gebessert, wenn auch immer wieder Rückschläge aufgetreten waren. Nicht daß Brush keine erstklassigen Referenzen hätte, abgesehen davon, daß ihn Dr. Meyer persönlich auserwählt hatte, aber er war eben einfach zu, nun ja, zu drollig, um auf lange Sicht etwas aus sich zu machen, und das verhieß nichts Gutes für Mr. McCormick. Hamilton hatte aus Riven Rock herausgeholt, was er haben wollte, und sich dann verabschiedet: Brush dagegen schien es zu reichen, wie eine fette Boje in dem seichten Tümpel dieses speziellen psychologischen Entwicklungsgebiets zu schaukeln.

Angefangen hatte er recht energisch, sehr darauf erpicht, einen guten Eindruck zu erwecken, so wie jedermann in einer neuen Stellung, besonders da er wußte, daß er einerseits der Eisprinzessin verantwortlich war und andererseits Dr. Meyer, dem humorlosesten Menschen der Welt. Im Prinzip setzte er Dr. Hamiltons Reglement fort, das den Aktivitäten von Mr. McCormick eine strenge Zeiteinteilung auferlegte, von der Weckzeit über die Dauer seines Duschbads bis zur genauen Stunde, an der er sich abends zurückzuziehen hatte, doch da er der neue Boss war, konnte er es sich nicht nehmen lassen, ein paar kleine Dinge zu verändern. Am Anfang jedenfalls. Nur am Anfang.

Als erstes begann er damit, und in O’Kanes Augen war das ganz ohne Frage ein Fehler, es bei Mr. McCormick mit der Redekur zu probieren. In jener Zeit – es war der Spätsommer 1916 – galt die Redekur noch eher als Kuriosität, eine Art besseres Gesellschaftsspiel für die Reichen und Müßigen, so wie die Traumdeutung oder die Hypnose, und erst wenige Psychiater hatten den Gedanken Dr. Freuds aufgegriffen, sie auf ihre schwer gestörten Patienten anzuwenden. Wie die meisten Menschen war O’Kane höchst skeptisch – wie konnte man einen Tobsüchtigen allein durch Reden davon abbringen, den eigenen Urin zu trinken oder seine gelähmte Großmutter hundertmal mit einer Cocktailgabel zu traktieren? –, und Dr. Hamilton hatte, obwohl er Freuds Theorien guthieß und jederzeit bereit war, O’Kane und die Thompsons beim geringsten Anlaß über so absurdes Zeug wie frühkindliche Sexualität oder mütterliche Lust aufzuklären, hatte Mr. McCormick nie der Redekur unterzogen. Er hielt es für klüger, dem Patienten ein reglementiertes Programm aufzuerlegen, mit guter, gesunder Ernährung, ausreichend körperlicher Ertüchtigung und intellektueller Stimulation, und ansonsten der Natur ihren Lauf zu lassen. Brush aber war neu in diesem Job, und er wollte sich behaupten.

O’Kane und Mart erlebten die erste Sitzung mit.



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